SYSTEM
»Im Zentrum Tokyos entstand Jens Liebchens Serie »System«. Liebchen fotografierte im äußeren Teil des Imperial Palace Gardens Kiefern während eines Schneesturms. Was auf den ersten Blick wie ein Arrangement der Natur in unberührter Umgebung erscheint, ist tatsächlich ein Setting inmitten der Megacity Tokyo. Durch das dichte Schneetreiben hindurch lassen sich im Hintergrund Autos und Teile der Stadtsilhouette erahnen, dabei stellen die Lichtverhältnisse die Formen und Strukturen der Bäume deutlich heraus und lassen die Farbfotografien fast wie Schwarz-Weiß-Darstellungen erscheinen. Hannes Wanderer schrieb: »Für die Bäume hat die Natur nur das Material geliefert. Platzierung, Wuchs, Größe und Form sind von Menschen definiert und bis ins kleinste Detail geplant.«
Für Jens Liebchen haben die Bäume exemplarische Funktion. Sie werden systematisch geformt und entsprechen so gesellschaftlichen Normen und spiegeln auf diese Weise die Strukturen der Japanischen Gesellschaft. Seinem Buch stellt er den folgenden Text voran: »The tradition of tree shaping has come to assume an emblematic role in Japanese culture. Trees and shrubs in Japanese gardens are often drastically modified. Sculptors both control the location of trees and manipulate the growth of trunks, branches, and leaves. Little, if anything, is left to nature. The trees get cut, bent, buckled, diverted, redirected, and twisted into what is considered a perfect shape. In other words, they hold a mirror to a system meant to create individuals that invariably suit the needs of society«. Galerie Springer
»System« ist als Buch erschienen und wurde international ausgestellt.
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