L.A. Crossing
»L.A. Crossing« ist eine Bildserie die seit 2010 im Rahmen des Projektes »The La Brea Matrix« in Los Angeles entstanden ist. »La Brea, Stephen Shore‘s Inkunabel der New-Color-Photography von 1975 bildet das konzeptionelle Zentrum des »The La Brea Matrix« Projektes. Shore‘s Fotografie einer Tankstelle an der Kreuzung von Beverly Boulevard und La Brea Avenue ist Teil des kollektiven Bildgedächtnisses der Fotografiegeschichte geworden. Für das »The La Brea Matrix« Projekt wurden sechs Protagonisten der aktuellen deutschen Fotoszene nach Los Angeles eingeladen, in Auseinandersetzung mit dem legendären Motiv vor Ort, eine autonome künstlerische Position zu entwickeln. Wie die jetzt vorliegenden Bildresultate beweisen, erschöpfen sich ihre Auseinandersetzungen keineswegs in einer Hommage. Vielmehr analysieren die entstandenen Serien bestimmte Parameter der Bildikone, die vor der Folie der Megametropole neue Brisanz gewinnen.
Jens Liebchen hat aus dem Diktum der der bedingungslosen Mobilität die Konsequenz gezogen und sich in Los Angeles auf den Fahrersitz eines Autos begeben. Tausende Kilometer fuhr er durch die Stadt, um aus der privilegierten Autoperspektive die Welt draußen wahrzunehmen. Eine Limitierung mit Folgen, denn es ist die andere Seite von Los Angeles, die in seinen hyperreal erscheinenden Farbaufnahmen zum Vorschein kommt: Obdachlose, vereinzelte Passanten, Menschen, die vor gesichtslosen Fassaden auf den Bus warten. „Es ist eine gespenstische Kulissenhaftigkeit, die er in seinen Bildern bloßlegt. Eine Geisterwelt, hinter deren Fassaden man besser nicht schaut“ schrieb Freddy Langer über Liebchens Bilderfolge in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. “DO NOT BLOCK INTERSECTION” ist irgendwo auf einem Verkehrsschild zu lesen. Präziser ist die soziologisch gefärbte Beobachtungsgabe des Fotografen wohl nicht zu fassen«.
Christoph Schaden, in FOAM international photography magazine, # 25Consult book version