Politik & Kunst – Kunst & Politik
Seit 1999 hat Jens Liebchen Künstler wie Georg Baselitz, Christian Boltanski, Jenny Holzer, Sigmar Polke, Gerhard Richter und viele weitere fotografiert, die eingeladen waren Kunstwerke für das Berliner Reichstagsgebäude zu realisieren. »Politik & Kunst – Kunst und Politik« erschien 2004 als Buch, mit Texten von Wolfgang Thierse, Andreas Kaernbach und Boris Groys. Die gleichnamige Ausstellung wurde als Tourneeausstellung weltweit vom Goethe-Institut gezeigt.
»Die Folge von Fotografien als ein eigenständiges Kunstprojekt ist charakteristisch für Jens Liebchen. Er arbeitet gleichsam »in der Schwebe zwischen Dokumentation und Konzept«. Auf diese Weise sind einmalige Künstlerporträts entstanden, die sowohl die einzigartige Individualität einer jeden Künstlerpersönlichkeit sichtbar machen als auch das Spannungsverhältnis zwischen der politisch-repräsentativen Architektur einerseits und dem eigenen Werk in einem solchen politischen Umfeld andererseits offenbaren. Zugleich bilden die Porträts, in ihrer Gesamtheit betrachtet, einen faszinierenden Querschnitt durch die Kunstszene, von deren anerkannten internationalen Stars bis zur jüngeren Künstlergeneration.
Das Projekt »Politik & Kunst – Kunst und Politik« von Jens Liebchen gewinnt seine besondere Bedeutung dadurch, dass ein außergewöhnlicher Moment in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus dokumentiert und fotografisch interpretiert wird: Nie zuvor hatte sich das Parlament in vergleichbarer Weise für künstlerische Gestaltung in den eigenen Bauten engagiert, nie zuvor sich derart umfassend auf das Risiko einer Auseinandersetzung mit dem Kunstschaffen eingelassen - und umgekehrt: Nie zuvor hatten sich so bedeutende Künstler einem Dialog mit der Politik gestellt. Bei der Planung und Realisierung der Gebäude des Deutschen Bundestages in Berlin wurde insofern ein neues Kapitel in der durchaus nicht unproblematischen Begegnung dieser beiden Sphären, der Kunst und der Politik, geschrieben.
Die Fotografien gewähren nicht nur einen Einblick in den geistig-ästhetischen Habitus von Künstlern und ihr Verhältnis zur Politik, sondern lenken den Blick auch auf die Kundgabe des Selbstverständnisses und die Selbstdarstellung der Repräsentanten der Politik und deren bewussten Ausdruck im Schaffen der Künstler. Die Fotografien von Jens Liebchen sind auch Dokumente dieser fruchtbaren Wechselbeziehung.«
Andreas Kaernbach, Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages
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